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Angst vor der Zeit

Die Angst vor der Zeit

Jeder Mensch hat Ängste und wenn jemand sagt, dass er keine habe, dann hat er lediglich Angst davor, sich diese einzugestehen. Phobien sind keine Bürde des Lebens, sie sind vielmehr eine Erinnerung daran, dass man lebt. Manchmal geben sie uns den Ansporn, neue Horizonte zu entdecken, sie sind der Motor, der unseren Mut vorantreibt und sie lassen uns näher zusammenrücken.

Doch Ängste müssen nicht immer rational sein; manchmal sind sie irrationaler Natur und der Grund der Phobie nicht greifbar.

So wie die in diesem kurzen Essay Beschriebene: die Zeit. Zeit bestimmt unser aller Leben. Ich möchte nicht von Stunden, Tagen und Jahren sprechen; Maßeinheiten, die wir uns selbst auferlegt haben. Stattdessen spreche ich von einer Zeit, die unbewusst voranschreitet. Eine, die auch ohne ihr Einfangen ihren Schatten auf uns wirft und sich wie ein Parasit an uns geheftet hat. Die Zeit erinnert uns daran, dass unsere Existenz auf dieser Welt beschränkt ist und dass die Ewigkeit (zunächst noch) eine Utopie menschlicher Almachtvorstellungen bleibt.

Selbstredend kann man solch einer Phobie mit einer "stolzen Brust" begegnen und getreu dem Motto "Carpe Diem" das Beste aus seiner Zeit machen. Natürlich sollte das jeder Mensch tun, da ein jeder nur ein Leben hat. Den Tag zu nutzen und jeden Moment unvergesslich machen, scheint in der Begierde des Menschen zu legen.

Doch so sehr das Schwelgen in Erinnerungen Glücksgefühle und Wohlbefinden hervorruft, so groß scheint der Schatten zu sein, der auf jeder Erinnerung ruht, die man sich ins Gedächtnis ruft. Denn diese Momente sind vergangen, sie sind vorbei und werden stets ein Teil der eigenen Geschichte bleiben. Die Zeit kennt keinen Halt und lässt sich nicht festhalten. Sie schreitet unaufhörlich voran und reißt auf ihrem Weg sämtliche Momente mit sich. Auch eine schöne Erinnerung wird von ihr aufgesogen und man kann nichts dagegen tun. Das eigene Handeln, das den Moment bestimmt und ihn beeinflusst, muss sich gegenüber dieser einen Variable geschlagen geben. Das Handeln kann der Zeit kein Einhalt gebieten.

Jedoch vermag es, ihr entgegenzuwirken, indem man den Moment auskostet. In dem jeweiligen Moment gilt es, diesen festzuhalten. Hier spreche ich nicht von digitalen Datenträgern, die ihn einfangen können. Natürlich sind Fotografien Objekte, auf die man auch Jahre später noch freudig blickt, aber der beste Behälter für einen Moment ist das eigene Gedächtnis.

Denn auch wenn man Angst vor der Zeit, ihrem steten Voranschreiten und ihrem Schatten, den sie auf Momente wirft, die nicht wiederkommen, haben sollte, gibt es eine Barriere, die sie nicht überwinden kann: das Gedächtnis. Das innere Auge ist ein "Schutzmechanismus" vor dem Vergessen. Dinge immer wieder durchzuspielen, grenzt die Macht der Zeit ein und hilft uns dabei, unserer Angst ein wenig Einhalt zu gebieten.

Doch zu guter Letzt wird die Zeit immer gewinnen. Sie beraubt uns der Momente und begrenzt die Ewigkeit. Aber vielleicht tut sie uns damit auch einen Gefallen; vielleicht ist die Zeit selbst ein natürlicher "Schutzmechanismus" des Lebens. So sind wir dazu gezwungen zu filtern, auszukosten und Momente zu separieren. Die Zeit zwingt uns dazu zu leben und wir sollten dieser Aufgabe nachkommen, denn ein jeder von uns bekommt nur einmal die Möglichkeit, diese Aufgabe zu erfüllen.

Ob es einen "perfekten" Weg gibt, dieser Prüfung des Lebens nachzukommen, sei dahin gestellt. Vielleicht liegt darin der sagenumwobene Sinn; doch dies ist eine andere Frage…

Autor: Sheppard. Bild: Pixabay / geralt

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